Was macht einen Coach zum Führungskräfte-Coach?

von | Okt. 31, 2020 | Blog

Du willst Leadership Coach werden? Viele Coaching-Lehrgänge bieten nur eine allgemeine Grundausbildung zum Life Coach oder Business Coach, gehen jedoch nicht gesondert auf die Herausforderungen von speziellen Zielgruppen ein. Es gehört jedoch noch etwas mehr als die reine Kenntnis von Coachingtools dazu, um Führungskräftecoach zu werden. Welche Punkte dies aus meiner Sicht sind, möchte ich in diesem Artikel darstellen.

1. Du hast den Führungskontext für dich reflektiert und kennst die Erfolgsfaktoren von Führung.

Der erste Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Leadership Coach ist für mich die Reflektion des Führungskontexts. Nehmen wir mal an, du hast nur schlechte Erfahrungen mit Führung gemacht, entweder als Geführte*r oder als Führungskraft. Und nun willst du Führungskräfte auf dem Weg zu erfolgreicher Führung begleiten, hast aber selbst eine sehr negative Einstellung zu Führung. Oder auch: Du hast dir selbst noch nie Gedanken darüber gemacht, was gute Führung ausmacht oder was die Erfolgsfaktoren für Führung sind. So wirst du keine professionelle Begleitung von Führungskräften sicherstellen können. Und in meiner früheren Rolle als Personalleiterin hätte ich so einen Coach auch nicht mit der Begleitung von Führungskräften beauftragt.

Aus diesem Grund halte ich es für sehr relevant, dass du für dich folgende Fragen beantwortest:

  • Was ist für mich gute Führung?
  • Was ist für mich schlechte Führung?
  • Welche Erfahrungen habe ich mit Führung gemacht?
  • Wie habe ich mich als Geführte*r verhalten?
  • Wie sieht für mich ideale Führung aus?
  • Kenne ich die wissenschaftlich fundierten Erfolgsfaktoren von Führung?

2. Du verbindest Erkenntnisse der Führungsforschung mit Praxiskonzepten

Der zweite relevante Punkt ist die Verbindung von Erkenntnissen der Führungsforschung mit Praxiskonzepten. Dahinter stecken zwei Gedanken:

a) Das, was die Wissenschaft weiß, und das, was die Wirtschaftspraxis tut, ist nicht deckungsgleich – zum Nachteil der Wirtschaftspraxis.

Hier möchte ich ein Beispiel bringen. Vor Kurzem titelte der schweizerische Tagesanzeiger „Mit dem richtigen Gesicht zum neuen Job. Firmen engagieren Gesichtsleser“. Im Artikel wird das Lesen von Gesichtern als Möglichkeit zur Personalauswahl dargestellt. Das ist nur ein erschreckendes Beispiel dafür, wie weit Wissenschaft und Wirtschaftspraxis auseinanderklaffen. Das Lesen von Gesichtern ist aus wissenschaftlicher Sicht absolut kein valides Instrument zur Persönlichkeitsanalyse. (Zum Thema Persönlichkeitstests habe ich vor kurzem einen Artikel verfasst. Diesen findest du hier.) Es gibt jedoch auch kleinere Beispiele, die zeigen, dass in der Praxis bei Weitem nicht genug auf das Wissen aus Wissenschaft und Forschung zurückgegriffen wird. Mit negativen Folgen für die Organisationen. Deshalb empfehle ich dir dringend, dich mit Forschungserkenntnissen auseinanderzusetzen, um nicht den gleichen Fehler zu begehen.

b) Wissenschaft alleine genügt nicht. Zu einem wirkungsvollen Führungscoaching gehören auch konkrete Praxistools und erlebbare Hilfestellungen.

Der reine Fokus auf die Wissenschaft genügt natürlich nicht. Ein Führungscoaching wird dann wirkungsvoll, wenn du als Leadership Coach auch konkrete Praxistools zur Verfügung stellen kannst sowie erlebbare Hilfestellungen bieten kannst. Aus diesem Grund ist es auch mir in meinen Programmen so wichtig, Erkenntnisse aus der Wirtschaftspsychologie mit meiner Erfahrung aus HR-Management und Führung zu kombinieren. Außerdem baue ich Phasen zum Selbsterleben ein, so dass die Wirkung gleich selbst ausprobiert werden kann. Auch diese Perspektive ist somit nicht zu vernachlässigen.

3. Du verfügst über ein fundiertes Leadership-Coaching-Konzept.

Kommen wir somit zum dritten Punkt: das Leadership-Coaching-Konzept. Meiner Meinung nach gehört auch diese dazu, wenn du professionell Führungskräfte begleiten möchtest. Natürlich benötigst du nicht unbedingt ein umfassendes Konzept, wenn du nur Einzelcoachings anbietest. Ich empfehle aber längere Programme anzubieten, denn nur so kannst du eine tiefgreifende Veränderung begleiten. Und dieses Programm sollte konzeptionell durchdacht sein. Welche Ansätze möchtest du verwenden? Welche Methode wendest du an? Was ist das Ziel deines Programms? Dein Konzept verwendest du anschließend nicht nur, um den Erfolg im Programm sicherzustellen, sondern auch um in die Kundenakquise zu gehen. Sobald du über ein fundiertes Konzept verfügst, wirst du auch hier als glaubhafter und professioneller wahrgenommen. Wie das aussehen kann, kannst du dir hier in diesem Video ansehen.

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