Eine Herausforderung, die mir in meiner Tätigkeit immer wieder begegnet, ist, dass Menschen sich selbst und ihren Fähigkeiten und Kompetenzen misstrauen. Auch ich kenne dieses Phänomen, denn gerade wenn man sich als Expert*in oder Führungskraft positionieren möchte, landet man schnell in dieser Falle. Fragen schießen einem durch den Kopf. Bin ich überhaupt gut genug? Bin ich überhaupt Expert*in? Reichen meine Kompetenzen aus? Oder noch schlimmer: Was kann ich denn überhaupt? Und wann werden die anderen entdecken, dass ich nichts drauf habe?
Dieses Phänomen ist bekannt als Impostor-Syndrom oder auch Hochstapler-Syndrom. Was steckt dahinter? Menschen halten sich selbst für Betrüger*innen und sind der Meinung, dass sie ihren Erfolg nicht verdient haben. Dahinter steckt, dass Erfolge auf äußere Umstände wie Zufall oder Glück zurückgeführt werden und nicht auf eigene Kompetenzen, Anstrengungen oder Fleiß. Erfolge werden also nicht inneren Faktoren zugeschrieben.
In der Psychologie spricht man hier von misserfolgsmotivierten Personen. Erfolge werden auf nicht beeinflussbare, äußere Umstände zurückgeführt, Misserfolge auf die eigene Unfähigkeit. Davon unterscheiden kann man erfolgsmotivierte Menschen, die Erfolge auf ihre eigene Fähigkeit zurückführen, Misserfolge hingegen auf äußere Faktoren wie Pech, die Aufgabenschwierigkeit. Auch ein Satz wie „Ich habe mich ja gar nicht angestrengt, denn wenn ich mich angestrengt hätte, hätte ich es geschafft.“ ist typisch für Erfolgsmotivierte. (vgl. Stiensmeier-Pelster & Heckhausen, 2010).
Was ist die Folge davon? – Letztendlich ein Kreislauf. Bei Erfolgsmotivierten führen diese Zuschreibungsmuster dazu, dass der eigene Selbstwert immer mehr steigt. Bei misserfolgsmotivierten Personen führt es hingegen, dazu, dass der Selbstwert immer mehr sinkt und somit auch der Optimismus, zukünftige Handlungen erfolgreicher ausführen zu können. Dadurch wird die Erfolgswahrscheinlichkeit unterschätzt und die Erwartung, selbst wirksam werden zu können, nimmt ab. (vgl. Neyer & Asendorpf, 2018)
Was kannst du nun tun?
- Reflektiere dich selbst: Wem oder was schreibst du deine Erfolge oder Misserfolge zu?
- Beantworte für dich die Frage, wo du bereits Erfolge erreichen konntest und schreibe dir alle Kompetenzen und Fähigkeiten auf, die dich zum Ziel gebracht haben.
- Frage andere Personen, welche Kompetenzen sie an dir schätzen.
- Absolviere einen wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitstest mit professioneller Auswertung, der dir zeigt, wo deine Stärken liegen.
- Stecke dir erreichbare Ziele, die für dich persönlich relevant sind. Mache für dich deutlich, welche Kompetenzen dich zum Ziel bringen werden.
- Feiere deine Erfolge – und dich selbst.
Wenn du jemanden suchst, der dich dabei begleitet, das Impostor-Syndrom zu überkommen, melde dich gerne bei mir unter kontakt@jasmin-schweiger.de.