Ich mache mir meinen Job, wie er mir gefällt. – Was ist Job Crafting?

von | Aug. 7, 2020 | Blog

Und nein, dafür musst du nicht Pippi Langstrumpf werden. Ich möchte dir dazu ein wissenschaftlich untersuchtes Konzept vorstellen, das sich Job Crafting nennt. Unter Job Crafting versteht man das aktive Verbessern und Umgestalten der eigenen Arbeit. Dieses Konzept wurde von Dr. Amy Wrzesniewski, Organisationspsychologin an der Yale School of Management, untersucht und zeigt, wie man selbst seiner eigenen Arbeit mehr Bedeutung und Sinnhaftigkeit hinzufügen kann.

Wie ging Amy Wrzesniewski mit ihrem Team nun bei ihrer Forschung vor? Sie untersuchte dafür eine Gruppe von Reinigungskräften in einem Krankenhaus. Kern der Studie war es zunächst, herauszufinden, wie diese Angestellten ihre Arbeit wahrnahmen. Fragen dazu waren unter anderem, was ihnen an ihrer Arbeit gefiel oder auch was ihnen fehlte. Dabei kristallisierten sich zwei Gruppen heraus:

  • Die erste Gruppe von Reinigungskräften beschrieb den Job so, wie man sich klassischerweise eine Reinigungstätigkeit vorstellt. Sie nannten die Tätigkeiten, die sie laut ihrer Stellenbeschreibung zu erfüllen hatten, und beschrieben die Aufgabe als nicht besonders anspruchsvoll und erfüllend.
  • Die zweite Gruppe, die sich herausbildete, beschrieb die Tätigkeit komplett anders. Diese Mitarbeiter*innen mochten ihre Arbeit, empfanden sie als sehr sinnvoll und anspruchsvoll. Dabei übernahmen sie, ohne Wissen ihrer Vorgesetzten, weitere Zusatzaufgaben, um den Krankenhausaufenthalt für die Patient*innen besser zu machen.

Wo lag der Unterschied? Der einzige Unterschied zwischen den beiden Gruppen war nur die Wahrnehmung der Arbeit. Die zweite Gruppe von Reinigungskräften war innerlich so motiviert, dass sie von sich aus ihren Job umgestalteten, um diesen engagierter, zufriedener und erfolgreicher ausführen zu können.

Was verändert sich durch Job Crafting? Zum einen verändert es natürlich die Art, wie Arbeit erledigt wird. Zum anderen verändert es auch die Bedeutung und den Sinn, die der Arbeit zugeschrieben werden. Interessant ist auch, dass die Forscher*innen herausfanden, dass Job Crafting immer und überall stattfindet, auch wenn dieses explizit verboten wird.

Es zeigt sich aber auch, dass Job Crafting dazu führt, dass die Arbeitszufriedenheit, das Commitment und die Bindung zur Arbeitsstelle gesteigert wird. Zudem wirkt es sich auch positiv auf die Leistung aus und Mitarbeiter*innen, die Job Crafting betrieben, sind flexibel einsetzbarer. Es konnte somit eine ganze Reihe von positiven Folgeerscheinigungen nachgewiesen werden.

Was bedeutet das nun für Führungskräfte? Als Führungskraft kannst du diese Erkenntnisse über Job Crafting nutzen, indem du dein Team ermutigst, die eigene Arbeit sinnstiftend umzugestalten. Es kann sogar eine Möglichkeit sein, mit deinem Team zusammen einen Workshop zu machen, in dem ihr zusammen überlegt, wie ihr eure Arbeit noch besser und bedeutsamer gestalten könnt. Auch du selbst kannst als Vorgesetzte darüber nachdenken, warum du in deinem Bereich gerne Führung übernimmst, was dich antreibt und wie du davon noch mehr in deine Arbeit integrieren kannst.

Du willst mehr dazu wissen? Dann schaue dir doch den Kurzvortrag von Amy Wrzesniewski dazu an:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Du bist Coach und willst Führungskraft auf dem Weg zu einem neuen Arbeiten begleiten? Schau dir doch mal diese Fallstudie an.

Weitere interessante Themen
für dich!

Wie du als selbstständiger Coach ein Leadership-Coaching-Konzept erstellst

Wie du als selbstständiger Coach ein Leadership-Coaching-Konzept erstellst

In der heutigen Folge möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, wie du als selbstständiger Coach ein Leadership-Coaching-Konzept erstellst. Was...
Die Ausbildung zum Führungskräfte-Coach 2024

Die Ausbildung zum Führungskräfte-Coach 2024

Heute gibt es mehr Hintergrundinformationen zur Ausbildung zum Führungskräfte-Coach 2024. Die Ausbildung startet in diesem Jahr im Mai und du kannst...
Jasmin Schweiger erklärt, was sie 2020 gelernt hat.

Was ich 2020 gelernt habe

Dezember ist eine Zeit für Reflektion und das Schmieden von Plänen für das neue Jahr. Ich habe diese Phase schon immer geliebt und nutze die letzten...

Mein Jahresrück- und -ausblick – Behind the scenes

In dieser Podcast-Folge erfährst du: ✔️ Was dieses Jahr bei mir behind the scenes gelaufen ist✔️ Was ich dieses Jahr im Business gelernt habe✔️ Wie...
Jasmin Schweiger hilft dir als Coach dabei, den Fokus zu behalten.

Behalte den Fokus – Du musst nicht noch mehr arbeiten

Keine Frage erhalte ich so oft, wie die Frage nach einem sinnvollen und effektiven Zeitmanagement. Diesen Blog-Artikel schreibe ich auch direkt auf...

Feedback abfragen in der Führungskräfte-Entwicklung

In der aktuellen Folge des Podcasts „Veränderungskatalysator“ dreht sich alles um ein Thema, das im Coaching oft unterschätzt wird – die...

Die Zukunft des HR-Managements – Interview mit Prof. Dr. Claudia Lieske

Für diese Podcast-Folge habe ich Prof. Dr. Claudia Lieske interviewt. Sie ist Professorin an der Technischen Hochschule Ingolstadt und betreut dort...
Was ist wissenschaftlich fundiertes Führungskräfte-Coaching?

# REPOST – Was ist wissenschaftlich fundiertes Führungskräfte-Coaching?

Wissenschaftlich fundiertes Führungskräfte-Coaching - darum soll es heute gehen. Wenn du mit Menschen arbeitest, egal ob als Coach, Trainer:in oder...
Um erfolgreicher Führungskräfte-Coach zu werden, ist es wichtig, dass du dich fachlich und persönlich weiterentwickelst.

Warum du dich fachlich und persönlich weiterentwickeln solltest, um Führungskräfte-Coach zu werden

Vor Kurzem habe ich auf Instagram eine Umfrage gemacht. Die Fragestellung war: „Was ist dir am Wichtigsten in einer Ausbildung zum...

Dein Selbstverständnis als Führungscoach

Vor Kurzem habe ich meinen Mann gefragt: „Sag mal, was verstehst du denn unter Coaching?“ Auf die Antwort war ich gespannt wie ein Flitzebogen, da...